Herzlich Willlkommen zum ersten Blogartikel unserer neuen Reihe mit dem wunderbaren Titel „BaumBüttners Baumlexikon“. Stück für Stück möchten wir Ihnen hier spannende Bäume näherbringen um Ihr sowie unser Baumwissen spielerisch zu erweitern.
Ein Überlebender aus einem vergangenen Zeitalter
Er gilt als Symbol der Freundschaft, der Hoffnung und des Widerstands, als Glücks- und Friedensbaum, in Japan und Korea wird er zudem als Tempelbaum und Baum der Geister verehrt. Man nennt ihn Fächerblattbaum, Elefantenohrbaum und Goldfruchtbaum. Diese und viele weitere Namen trägt das Gewächs, welches jedoch am besten unter dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen Ginkgo bekannt ist.
Der Name, welcher wie falsch geschrieben erscheint, geht tatsächlich auf einen Schreibfehler zurück. In China und Japan wurde er früher mit dem Wort ginkyo benannt, welches sich aus den Silben „gin“ für silber und „kyo“ für Aprikose zusammensetzt und die runde gelbliche Frucht des Ginkgos mit ihrem feinen silbrigen Pelz beschreibt. Der Japanforscher Engelbert Kaempfer nahm den Namen Anfang des 18. Jahrhunderts in sein Werk zur japanischen Flora auf, schrieb hier jedoch, vermutlich aus Versehen, Ginkgo mit „g“. Der Fehler wurde von nachfolgenden Wissenschaftlern übernommen und somit schließlich zur korrekten Schreibweise. Ein paar Jahre später, anno 1730, um genau zu sein, gelangte mit Hilfe von Seefahrern auch die Pflanze selbst nach Europa. In den Niederlanden wuchs nun nach Jahrmillionen der Abwesenheit wieder der erste Vertreter seiner Art auf europäischem Boden, wo er Ende des Pliozän Zeitalters, also in etwa vor zweieinhalb Millionen Jahren, ausgestorben war. Einst war die Familie der Ginkgobäume auf der ganzen Welt durch verschiedene Arten vertreten. Überlebt hat den Zahn der Zeit in einer Ecke Chinas jedoch lediglich die uns heute bekannte Art Ginkgo biloba. Somit wird der Ginkgo heutzutage zu der Gruppe der Pflanzen und Tiere gezählt die Charles Darwin einst aufgrund ihres langen von der Evolution nahezu unveränderten Bestehens als lebende Fossile bezeichnete. Vermutlich ist der Ginkgo sogar die älteste noch bestehende Baumart unseres grünen Planeten.

Die Artbezeichnung biloba des heutigen Ginkgos spielt auf die Fächerform sowie die Zweiteiligkeit des Blattes an. Diese Eigenschaften betonte schon 1815 Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht über das Blatt des Baumes. Der Ginkgo war Lieblingsbaum Goethes und er ließ unter anderem ein Exemplar im botanischen Garten von Jena pflanzen, der heute zu einem der ältesten in Deutschland zählt. Traurige Berühmtheit erlangte 1945 ein Ginkgo-Baum in Hiroshima, der nach dem Atombombenabwurf der Amerikaner zwar verbrannt und unbelaubt aber noch aufrecht in einem Meer von Trümmern stand, in den darauffolgenden Jahren wieder austrieb und so ein Zeichen der Hoffnung und des Überlebenswillen setzte.
Laubbaum oder Nadelbaum? Woran Sie einen Ginkgo erkennen können.
Nicht nur die Widerstandsfähigkeit und das Alter des Ginkgos machen ihn zu einer Besonderheit im Reich der Bäume, auch sein Aussehen ist einzigartig und er lässt sich nicht eindeutig den Laubbäumen bzw. Nadelbäumen zuordnen. Zum einen trägt er ein fächerförmiges, mittelgroßes Blatt, welches den Blättern von Laubbäumen sehr ähnlich ist, zum anderen existiert jedoch die Vermutung, dass dieses sich ursprünglich einmal aus Nadeln gebildet haben könnte. Diese Vermutung wird unterstützt durch die Wuchsform des Baumes. Wie bei Nadelbäumen sieht man vor allem bei jungen Ginkgos einen geraden Leittrieb von dem waagrecht zu Seite die Nebenäste abstehen. Auch die Ginkgos sind wie Nadelbäume sogenannte Nacktsamer. Tatsächlich gehören Sie aber nicht zu den Nadelgehölzen, mit denen Sie jedoch sehr nahe verwandt sind, sondern bilden eine eigene Klasse, in welcher der Ginkgo der einzig heute noch lebende Vertreter ist.
Die schönen fächerförmigen Blätter gehen im Frühjahr in einem zarten Grün auf, werden den Sommer über etwas kräftiger und bekommen im Herbst eine schöne sattgelbe Herbstfärbung bevor der Baum seine Blätter dann über den Winter ganz abwirft. Die Borke der Ginkgos ist je nach Alter hell- bis dunkelgrau, rissig und rau. Neben den normalen Bodenwurzeln vermag es der Ginkgo im hohen Alter eine Art Luftwurzeln zu bilden, welche sich, wie Stalaktiten aussehend, an den unteren Ästen formen.
Eine weitere Besonderheit ist die Fortpflanzung des Baumes. Es gibt, wie bei nur wenigen anderen Bäumen üblich, jeweils weibliche und männliche Exemplare des Baumes, was als Zweihäusigkeit bezeichnet wird. Die Blüten der männlichen Bäume sind kätzchenförmig und ihre Pollen werden durch den Wind zu ihren weiblichen Blütenpartnern getragen, wo sich nach der Befruchtung die kleine orangene Frucht bildet, bei welcher es sich eigentlich um einen Samen mit fleischiger Samenschale handelt. Der Ginkgosamen ähnelt stark einer Mirabelle, hat aber sonst wenig ähnliches mit dieser schmackhaften Frucht. Ganz im Gegenteil verströmt die fleischige Samenschale einen penetranten Buttersäuregeruch der stark an Erbrochenes erinnert.

Wer sich einen Ginkgo in den Garten stellen möchte, sei daher ans Herz gelegt sich um ein männliches Exemplar dieses Baumes zu bemühen. Gleiches gilt natürlich auch bei der Pflanzung als zunehmend beliebter werdender Stadt- und Straßenbaum. Insofern man sich nicht selbst einen Steckling eines männlichen Exemplars zieht ist jedoch Glück bzw. wohl besser Vertrauen in die Baumschule gefragt. Blüten und Früchte bilden die Bäume nämlich erst im Alter von 20 bis 25 Jahren.
Der Ginkgo ist ein Großbaum und kann unter optimalen Bedingungen satte 30 bis 40 m hoch werden. Während er in seiner Jugend noch stark in die Höhe strebt, wächst er mit höherem Alter zunehmend in die Breite. Falls Sie sich also nicht für eine kleinere Sorte entscheiden, sollten Sie ausreichend Platz im Garten einplanen.

Die richtige Pflanzung und Pflege sowie gewisse Anforderungen an Standort und Boden gilt es zu beachten.

Eine Pflanzung des Ginkgos sollte am besten in tiefgründigem Boden erfolgen, da der Baum in jungen Jahren eine tiefe Pfahlwurzel ausbildet, um seine Wasserversorgung sicherzustellen. Wie die meisten Bäume wächst er zwar am liebsten auf humosem und lockerem Boden, kommt aber auch so gut wie mit allen anderen Böden zu recht. Heben sie ein Pflanzloch aus, das deutlich größer als der Wurzelballen Ihres Jungbaumes ist und füllen Sie es am besten mit ordentlichem Baumsubstrat damit Ihr Ginkgo eine gute Chance hat sich an seinem neuen Standort zu behaupten. Die ersten Jahre nach der Pflanzung sind für einen jungen Baum immer die schwierigsten. Gerade junge Ginkgos sollten erst ab dem Alter von 6 Jahren und am besten im Frühjahr nach draußen gepflanzt werden. Gießen Sie nach Pflanzung kräftig an und versorgen Sie den Baum auch im weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus mit ausreichend Wasser, damit er ordentlich anwachsen kann. Um ihn bei Wind und Stürmen zu stützen, solange dies die Wurzeln noch nicht vermögen, sollte der Jungbaum mit einem Baumpfahl oder Ähnlichem gesichert werden. Jungbäume vertragen einen halbschattigen Standort am besten der es ihnen ermöglicht in die Sonne zu wachsen. Ältere Exemplare kommen mit der vollen Sonne dann gut zurecht.
Um den Boden vor schnellem Austrocknen zu schützen ist ein Mulchen der nackten Erde immer empfehlenswert. Auch kann in den ersten Jahren ein Stammschutz sinnvoll sein, der den Stamm vor Sonnenbrand und vor allem winterlichen Frostschäden schützt. Um junge Bäume zu dichterem Wachstum anzuregen, können die frischen einjährigen Äste im Frühjahr gekürzt werden. Ins alte Holz des Baumes sollte man jedoch nur schneiden, um komplette Äste zu entfernen. Tun Sie das direkt am Stamm, kann dieser die Wunde überwallen und Pilze haben schlechte Chancen. Vermeiden Sie unbedingt eine Beschädigung des aufrechten Leittriebs da dies die Wuchsform und spätere Stabilität der Baumkrone stark negativ beeinflussen kann.
Superfood fürs Gehirn? Verwendung und Wirkung des Ginkgos
Im ostasiatischen Raum hat die Verwendung des Ginkgos eine lange Tradition. Dabei spielen vor allem die Samen eine große Rolle, welche von der stinkenden fleischigen Samenhülle befreit und getrocknet werden. Die Samen dienen gemahlen oder ganz für verschiedene Gerichte als Gewürz oder werden in gerösteter Form als Snack gegessen. Sie stehen im asiatischen Raum für Glück und Liebe, weshalb Sie auch gerne bei Hochzeiten von Braut und Bräutigam verzehrt werden.
Darüber hinaus spielen die Ginkgosamen und auch Ginkgowurzeln in der chinesischen Medizin eine Rolle. Insbesondere daraus hergestellter Sud dient zur Milderung und Heilung von allerlei Krankheiten. Doch auch in der sogenannten modernen westlichen Medizin finden Extrakte aus Ginkgoblättern Verwendung in Arzneimitteln zur Behandlung von Demenzkrankheiten. Umstritten ist dagegen die Wirkung der vielen frei verkäuflichen Ginkgopräparate als Nahrungsergänzungsmittel, welche unter anderem die Gehirnleistung verbessern sollen.
Als Tempelbaum wird der Ginkgo in Ostasien seit etwa 1000 Jahren gepflanzt. Er schmückt viele Tempelhöfe und ihm werden kraftspendende und lebensverlängernde Wirkungen zugeschrieben. Auch als Straßenbaum findet der Baum inzwischen weltweit Verwendung. Im asiatischen Raum werden mehrheitlich weibliche Exemplare gepflanzt und dabei sogar Sorten gezüchtet, welche besonders viele der runden gelblichen Früchte produzieren. Ganz im Gegensatz dazu wird im westlichen Raum darauf Wert gelegt, dass von dem robusten Straßen- und attraktiven Park- und Gartenbaum möglichst nur männliche Exemplare gepflanzt werden, um eine Geruchsbelästigung zu vermeiden. In den USA werden Ginkgos teilweise zur Blattgewinnung für Arzneimittel gezüchtet und angepflanzt, die Anpflanzung von Ginkgos als Forstbaum zur Holzgewinnung findet nur sehr selten statt. Obwohl der Baum für Schnitzarbeiten und Holzverkleidungen geeignet ist, wird er meist nur im asiatischen Raum für Teedosen, zeremonielle Tee Tablets und ähnliches verwendet. Wie der lebende Baum, so sagt man, ist auch das Holz vor Insektenbefall sicher.
Die ältesten Ginkgos von Berlin bis China
Neben seinen vielen herausragenden Eigenschaften, besonderen Geschichte und großen Bedeutung trägt auch die lange Lebensfähigkeit des Ginkgos bei. Immer wird liest man, dass der Ginkgobaum mehr als 1000 Jahre alt werden kann.
Der älteste und gleichzeitig höchste Ginkgo Berlins steht im Schlosspark Britz, im Süden Berlins. Er wurde irgendwann zwischen 1880 und 1890 angepflanzt und ist seitdem bis auf eine Höhe von 20 m gewachsen. Sein Stammumfang misst mehr als 3 m was einem Durchmesser von fast 1 m entspricht. Der Ginkgo ist in Berlin aber auch weltweit zunehmend als Straßenbaum beliebt, da er mit Streusalz und Feinstaub sowie den steigenden Herausforderungen des Stadtklimas zurechtkommt.
Das älteste Exemplar Deutschlands wurde 1750 in Rödelheim bei Frankfurt gepflanzt und ist somit gute 270 Jahre alt. Noch ein paar Jahre älter sind in der westlichen Welt nur die in den Niederlanden kurz nach der Einführung durch niederländische Seefahrer gepflanzten Exemplare in den Niederlanden und Belgien. Im Vergleich zu den Ginkgobäumen die sich in Ostasien finden lassen stecken ihre europäischen Nachfahren jedoch noch fast in den Kinderschuhen. Neben Bäumen die auf 1000, 2000 oder sogar 3000 Jahre geschätzt werden, gehen Forscher davon aus, dass der sogenannte „Li Jiawan Grand Ginkgo King“ in der chinesischen Provinz Guizhou ein Alter von schwer vorstellbaren 4500 Jahren haben könnte. Der mit knapp über 60m höchste Ginkgo steht dagegen im koreanischen Yon-Mun-Tempel nahe Seoul.

Sollte Ihr Ginkgo Ihnen auch über den Kopf hinaus wachsen können wir von BaumBüttner Ihnen unter die Arme greifen. Unsere erfahrenen Baumpfleger finden mit Sicherheit eine Lösung wie Sie an Ihren Bäumen noch lange Freude haben werden. Haben sie Lust auf ein Exemplar des lebenden Baumfossils in Ihrem Garten bekommen, dann treten Sie mit uns in Kontakt und wir liefern und pflanzen Ihnen einen geeigneten Jungbaum, dessen urzeitliche Schönheit noch viele Generationen nach Ihnen bewundern können.