Baumgutachten gewinnen stetig an Bedeutung: Drei verschiedene Methoden Schäden an Bäumen zu ermitteln

2. Juli 2024 David Misselwitz
Lesezeit: ca. 6 Minute(n)s

Die Anzahl geschädigter Bäume steigt durch den Klimawandel

Der fortschreitende Klimawandel stellt zunehmend eine sehr hohe Belastung für unsere Bäume dar. Starke Hitze und langanhaltende Trockenheit schädigen Bäume dauerhaft und langfristig. Starkregen und Überschwemmungen sowie insbesondere Sturmereignisse sind häufig auftretende Gefahren, die vor allem bereits vorgeschädigte Bäume empfindlich treffen können. Gerade für stärker gefährdete Altbäume gewinnen Baumgutachten daher stetig an Bedeutung. Diese helfen, erkannte Schäden rechtzeitig zu konkretisieren und notwendige Gegenmaßnahmen können eingeleitet werden. So lassen sich Schäden an Personen und Eigentum und gleichzeitig eine Fällung des Baumes vermeiden.

In unserem heutigen Blogartikel geben wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Untersuchungsmethoden, namentlich Bohrwiderstandmessung, Schalltomographie und Zugversuch, die für die Erstellung von Baumgutachten insbesondere zur Stand- und Bruchsicherheit häufig Anwendung finden.

Kurz vorab: der Unterschied von Baumkontrolle zu Baumgutachten

Die Baumkontrolle, auch Regelkontrolle nach FLL genannt, dient wie der Name schon sagt, der regelmäßigen Kontrolle nach festgelegten Regeln. Eine weitere Bezeichnung ist Sichtkontrolle; der Baum wird systematisch aber lediglich äußerlich in Augenschein genommen, um Anzeichen einer Schädigung an Krone Stamm oder sichtbaren Wurzeln bzw. dem Wurzelansatz zu erkennen und den Gesundheitszustand zu ermitteln. Grundsätzliches Ziel der Baumkontrolle ist vor allem in regelmäßigen Abständen zu prüfen, ob die Verkehrssicherheit des Baumes gewährleistet ist. Wir empfehlen die Kontrolle je nach Baum alle 6 bis 24 Monate durchzuführen bzw. durchführen zu lassen, um Sach- und vor allem Personenschäden zu vermeiden.

Baumgutachten im Gegensatz dazu, erfolgen meist erst NACH einer erkannten Schädigung oder z. B. bei hohem Alter eines Baumes, um den Gesundheitszustand genau feststellen zu können und eventuell baumpflegerische Erhaltungsmaßnahmen wie z. B. eine Kronensicherung zu ergreifen.

Abgebrochener Ast mit Pilzkörper an einer Pappel
Tote Äste oder Pilzbefall muss nicht zwangsweise ein Grund zu Fällung sein. Sie stellen jedoch ein hohes Risiko für die Verkehrssicherheit dar.

Bohrwiderstandsmessung – Klassiker der Untersuchungsmethoden

Bohrwiderstandsmessung mit Resistograph
Jede Bohrung stellt einen kleinen Eingriff in den Baum dar, der jedoch für gewöhnlich völlig unproblematisch ist

Die Bohrwiderstandsmessung mittels eines Resistographen ist eine Untersuchungsmethode, mit welcher bestimmte Festigkeitseigenschaften eines Holzkörpers überprüft werden können. Sie wird eingesetzt, wenn die Bruchsicherheit eines Stamm- oder Astabschnitts fraglich ist und punktuell vorhandene Restwandstärken ermittelt werden sollen. Bei der Messung wird eine dünne Nadel in den Holzkörper getrieben und das benötigte Drehmoment, genauer die Leistungsnahme des Nadeldrehmotors bei konstantem Vorschub, in einer Kurve aufgezeichnet. So wird beim Bohren in hartes oder vollholziges Material ein höheres Drehmoment gefordert als beim Bohren in geschädigtes oder weiches, wie z.B. vermodertes Material.

Schalltomographie – der bildliche Querschnitt durch den Baumstamm

Die Schalltomografie ist eine Untersuchungsmethode, mit welcher bestimmte Festigkeitseigenschaften eines Holzkörpers überprüft und bildlich dargestellt werden können. Sie wird wie die Bohrwiderstandsmessung eingesetzt, wenn die Bruchsicherheit eines Stamm- oder Astabschnitts fraglich ist. Das Verfahren ermöglicht jedoch Aussagen über den Zustand einer KOMPLETTEN STAMMEBENE und basiert auf der Messung der Laufzeiten von Schallwellen durch das untersuchte Holz. Dabei verlängern Defekte, wie z.B. pilzlich bedingte Fäulen die Schalllaufzeit gegenüber gesundem Holz. Die zahlreichen Einzelmessungen werden in ein farbliches Tomogramm übersetzt, wobei verschiedene Farben, unterschiedliche relative Schalllaufzeiten-Klassen codieren. Die Schalltomographie ist komplexer in der Durchführung als die Bohrwiderstandsmessung. Sie hat jedoch den Vorteil, dass sie noch weniger in den Baum eingreift und zudem statt der punktuellen Messung einen gesamten Stamm- bzw. Astquerschnitt darstellen kann.

Picus Schalltomograph an einem Baumstamm
Der fachgerechte Aufbau des Schalltomographen nimmt Zeit in Anspruch und muss gewissenhaft erfolgen.

Zugversuch – Königsklasse der Untersuchungsmethoden zur Stand- und Bruchfestigkeit

Baumgutachter spannt das Zugseil von Hand.
Mittels Zugseil wird eine Ersatzkraft in den Baum eingeleitet, deren Wirkungen gemessen und für ein Sturmereignis umgerechnet wird.

Der Zugversuch, auch Elasto-Inclino-Methode genannt, ist eine aufwändige Untersuchungs-methode bei welcher Baumreaktionen auf eine in die Baumkrone eingeleitete Zugkraft gemessen und ausgewertet werden. Die Methode eignet sich sowohl zur Überprüfung der Bruchsicherheit des Baumstamms als auch zur Prüfung der Kippsicherheit eines Baums, z.B. bei Wurzelschäden.

Die Untersuchungsmethode Zugversuch ist weitestgehend zerstörungsfrei. Unter Einleitung von Windersatzkräften in den Baum durch ein Zugseil, werden die Reaktionen der Baumteile mit hochsensiblen Neigungs- und Dehnungsmessgeräten gemessen und anschließend am Computer ausgewertet und den berechneten Kronenbelastungen für den Orkanfall gegenübergestellt. So können statt Messungen an räumlich begrenzte Stamm- und Astabschnitte, Aussagen über die Bruch- und vor allem STANDSICHERHEIT EINES GESAMTEN Baumes getroffen werden.

Der große Vorteil von baumpflegerischen Untersuchungsmethoden

Mit den richtigen baumgutachterlichen Untersuchungsmethoden sind wir heute nicht mehr genötigt, bei jedem Schadensymptom oder Verdachtsfall eine Fällung durchzuführen. Häufig werden Bäume insbesondere im öffentlichen Raum vorsorglich gefällt, da durch ihn entstehende Schäden verständlicherweise vermieden werden sollen. Der Kostenaufwand für verlässliche Aussagen liefernde Untersuchungsmethoden, wird noch zu häufig gescheut. Statt einen mittelalten oder alten Baum zu erhalten wird gefällt und wenn überhaupt ein junger Baum nachgepflanzt. Die ästhetische und (stadt)-klimatische Wirkung eines Jungbaumes ist jedoch um ein Vielfaches geringer als die eines Altbaumes. Wir plädieren daher dafür, den Extraschritt zu gehen und mittels Baumgutachten und baumpflegerischen Maßnahmen unseren alten Bäumen ein „zweites Leben“ zu schenken.

Kronensicherung einer Platane mit Gurten
Kronensicherung einer Platane mit Gurten als Erhaltungsmaßnahme

Ihr Ansprechpartner für Baumgutachten: die BaumBüttner GmbH

Ob Bohrwiderstandsmessung, Schalltomographie oder Zugversuch, unsere Baumgutachter sind erfahrene Experten in allen drei hier vorgestellten Untersuchungsmethoden, bei denen es sich um die wichtigsten und gängigsten Methoden handelt. Natürlich erstellen wir auch jedwede Arten von Baumgutachten für Sie. Gerne machen wir Ihnen ein kostenfreies Angebot für Ihr spezifisches Anliegen.

Jetzt Kontakt aufnehmen für die Rettung Ihres Altbaumes!

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