Frühjahrszeit ist Zeckenzeit

19. April 2022
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Mit dem April verabschieden sich allmählich die frostigen Nächte und die Hobbygärtner stehen bereits in den Startlöchern: Bäume und Sträucher warten auf ihren Rückschnitt; Laub, dass die Beete über den Winter gewärmt hat, kann entfernt werden; klar Schiff machen; das erste Gemüse ohne Angst vor Frostschäden aussäen. Wärmende Sonnenstrahlen locken und ins Freie. Doch wir sind nicht allein. Mit den wärmeren Temperaturen an sonnigen Tagen wachen auch die Zecken auf: Denn Frühjahrszeit ist Zeckenzeit! Nach einem kalten Winter machen sich die Blutsauger auf zur Nahrungssuche. Sie ernähren sich von Blut und übertragen dabei Krankheitserreger auf Mensch und Tier.

Ein Zeckenbiss ist lästig und gefährlich. Die gute Nachricht für diejenigen, die jetzt daran denken, Frühjahr und Sommer im Haus zu verbringen, lautet: Es gibt durchaus geeignete Maßnahmen, um sich wirksam vor Zeckenbissen und Infektionen zu schützen!

Kenne deinen Feind

Zecken sind Parasiten, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren. Bei der Auswahl ihrer Opfer sind sie nicht wählerisch: Je nach Lebenszyklus der Zecken stehen Mäuse, Igel und Eichhörnchen, aber auch Vögel, Reptilien, Hasen, Hunde und Menschen stehen auf dem Speiseplan. Die Zecke zählt zur Ordnung der Milben, einer Unterklasse der Spinnentiere.

Zecken lassen sich überwiegend zwei Familien zuordnen, den Lederzecken und den Schildzecken. Ihr Körper besteht aus zwei Abschnitten, die gegeneinander beweglich sind. Der vordere Teil wird als Capitulum, umgangssprachlich als Zeckenkopf, bezeichnet. Die Schildzecke trägt ihren mit Widerhaken besetzten Stechrüssel vorne am Kopf. Der Kopf der Lederzecke ist unter dem Körper eingezogen und von oben nicht sichtbar.

Der hintere Teil der Zecke, der Rumpf, heißt Idiosoma und besteht aus einem vorderen Teil und einem hinteren Teil. Man spricht hier vom Podosoma sowie vom Opisthosoma. Hier zeigt sich der wohl auffälligste Unterschied zwischen Leder- und Schildzecken: ihr namensgebendes Rückenschild. Das sogenannte Scutum bedeckt bei den Weibchen vieler Schildzeckenarten etwa die Hälfte des Rumpfs. Bei den Männchen bedeckt es den gesamten Rumpf. Die Tracheen an ihrem Hinterleib, die sogenannten Stigmen, versorgen das Gewebe der Zecken mit Luft und vergrößern zum Atmen ihre Körperoberfläche.

Die acht Beine der Spinnentiere sitzen seitlich am Rumpf und bestehen aus sechs Segmenten. An der Spitze der Fußglieder befinden sich zwei Krallen. Die Schildzecken verfügen zusätzlich über Haftpolster, um sich auch auf glatten Oberflächen zu bewegen. Bei den Lederzecken sind nur die Larven mit Haftpolstern ausgestattet.

Schildzecken zählen zur Gattung der Ixodidae und besitzen keine Augen. Sie nutzen das Haller`sche Organ und die Tasthaare an ihren Beinen zur Orientierung und um Gerüche, Temperaturen, Erschütterungen und Bewegungen wahrzunehmen. Ihre Opfer spüren sie über deren Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid auf. Lederzecken verfügen über eine höhere Anzahl an Augenpaaren, die am Rand der Körperunterseite sitzen, und nehmen zumindest die Silhouette ihrer potenziellen Opfer wahr.

Der Lebenszyklus einer Zecke

Das Zeckenweibchen legt im Herbst durchschnittlich 3.000 Eier am Boden ab. Die Eier, auch Zeckenkaviar genannt, überwintern, bevor im Frühjahr die geschlechtslosen Larven schlüpfen. Zecken durchlaufen drei Entwicklungsstadien und zwei Häutungsprozesse, bevor sie das Erwachsenenalter erreichen: Nach dem Schlüpfen aus dem Ei befinden sie sich Larvenstadium. Die Larven sind etwa 0,5 mm groß und haben erst sechs Beine. Es folgt das Nymphenstadium. Jetzt ist die Zecke circa 1 bis 2 mm groß und hat die spinnentypischen acht Beine. Die Geschlechtsmerkmale bilden sich erst im letzten Stadium, dem Adult, aus. Die erwachsene und geschlechtsreife Zecke ist nun etwa 13 mm groß.

Um sich von der Larve zur Nymphe zu entwickeln sowie für die jeweiligen Nymphenstadien benötigen die Zecken Blut. Für ihre Blutmahlzeiten befallen die Zecken einen oder mehrere Wirte. Die Larven einer Schildzecke suchen sich einige Tage nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, einen geeigneten Wirt – meist ein Nagetier. Sie saugen sich an dem Nager fest und nehmen in zwei bis drei Tagen ausreichend Blut auf. Während einer Blutmahlzeit nimmt die Zecke circa das 100- bis 200-fache ihres Körpergewichtes zu.

Haben sie sich vollgesogen, fallen sie vom Wirt ab, häuten sich nach einigen Monaten und erreichen damit das Nymphenstadium. Um sich zur erwachsenen, geschlechtsreifen Zecke weiterzuentwickeln, benötigen sie jetzt die nächste Blutmahlzeit. Hierfür suchen sie sich meist ein größeres Tier oder auch einen Menschen als Wirt. Nymphen, die sich im Sommer oder Herbst gehäutet haben, legen in mitteleuropäischem Klima vor der nächsten Häutung häufig erst einmal eine Winterpause ein.

Nach der letzten Häutung zum erwachsenen Tier befällt das Weibchen ihren Endwirt und nimmt zur Stärkung für die Eiablage noch eine Blutmahlzeit zu sich. Die Begattung durch das Männchen findet auf dem Endwirt statt. Das Männchen stirbt nach der Begattung. Das Weibchen lässt sich von ihrem Endwirt fallen, um ihre Eier abzulegen. Und der Kreislauf beginnt wieder von vorne.

Die Lebenserwartung von Zecken hängt von der Anzahl der Blutmahlzeiten ab, die sie während ihres Lebenszyklus zu sich nimmt. Während Lederzecken bis zu acht Nymphenstadien durchlaufen, durchläuft die Schildzecke nur eines. Die Schildzecke benötigt nur drei Blutmahlzeiten, während Lederzecken bis zu acht Blutmahlzeiten zu sich nimmt, bevor sie ihre Geschlechtsreife erreichen. Entsprechend haben Schildzecken eine geringere Lebenserwartung als Lederzecken. Sie erreichen ein Alter von zwei bis drei Jahren. Lederzecken werden bis zu 15 Jahre alt, da die Phase zwischen zwei Blutmahlzeiten bis zu fünf Jahre betragen kann.

Zeckenarten in Deutschland

Weltweit gibt es mehr als 900 verschiedene Zeckenarten. Schildzecken leben mit Ausnahme der Arktis und Antarktis in allen Regionen der Erde. Zur Familie der in Deutschland lebenden Schildzecken gehören unter anderem der Gemeine Holzbock, die Auwaldzecke, die Schafzecke, die Igelzecke, die Braune Hundezecke und die Hyalomma-Zecke. Lederzecken leben meistens in den Tropen und Subtropen. Die einzige Lederzecke, die in Deutschland vorkommt, ist die Taubenzecke.

Gemeiner Holzbock (Zecke) Ixodes ricinus

Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)

Der Gemeine Holzbock ist die in Deutschland am weitesten verbreitete Zeckenart, die hierzulande für den Großteil der Zeckenstiche bei Menschen verantwortlich. Vollgesogenen erreicht sie eine Länge von bis zu 11 mm und überträgt mit dem Blut Krankheitserreger der Frühsommer Meningoencephalitis (FSME) und die der Borreliose auf ihre Wirte. Damit ist sie für Menschen besonders gefährlich.

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Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)

Die Auwaldzecke ist in ganz Deutschland – insbesondere in Baden-Württemberg, Brandenburg und rund um Berlin – sowie in waldreichen Gebieten West-Europas verbreitet. Als Überträger der Hundemalaria (Caninen Babesiose) ist sie für Hunde besonders gefährlich. Daher sollten Hunde nach Spaziergängen im Verbreitungsgebiet gründlich abgesucht werden. Menschen werden eher selten gestochen.

Schafszecke

Schafzecke (Dermacentor marginatus)

Die Schafzecke wird überwiegend in der Nähe von Schaf- und Ziegenweiden, wo sie ihre bevorzugten Wirtstiere findet, angetroffen. Sie tritt aber auch in Wäldern, auf Streuobstwiesen oder in Gärten auf. Ihre Larven und Nymphen leben in Nagetierbauten.

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Igelzecke (Ixodes hexagonus)

Die Igelzecke befällt hauptsächlich europäische Igel und ist wie ihr Wirt in Wäldern, Parks und Gärten angetroffen. Hunde und Menschen werden nur selten von ihr befallen.

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Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)

Die Braune Hundezecke gelang meist mit seinem Wirtstier, dem Hund, aus mediterranen Regionen nach Deutschland. Die kühlen Wintertemperaturen überleben sie nicht im Freien. Sie vermehren sich aber in warmen Wohnräumen.

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Hyalomma-Zecke (Hyalomma marginatum; Hyalomma aegypticum)

Die beiden Hyalomma-Zeckenarten sind vor allem in Afrika anzutreffen. Sie benötigt kaum Wasser und machen sich aktiv auf die Suche nach Opfern. Hyalomma-Zecken können gefährliche Krankheitserreger wie das Krim-Kongo-Virus, das beim Menschen das schwere, bisweilen sogar tödliche Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber (CCHF) verursacht, in sich tragen. Seit 2007 wurden vereinzelt Hyalomma-Zecken auch in einigen Regionen in Deutschland gesichtet.

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Taubenzecke (Argas reflexus)

Die Taubenzecke ist die einzige in Deutschland vertretene Lederzecke. Ihre Stiche lösen allergische Reaktionen aus, sind für den Menschen aber keine gesundheitliche Gefahr. Sie vertragen nur Vogelblut und überstehen Jahre andauernde Hungerphasen.

Wann und wo ist besondere Vorsicht vor Zecken geboten?

In Deutschland haben wir es überwiegend mit Schildzecken zu tun. Die am häufigsten vorkommende Art ist der Gemeine Holzbock. Im mitteleuropäischen Klima – feucht und nicht zu heiß – fühlt sie sich am wohlsten. Dank der Feuchtigkeit im Boden meistern sie auch trockene Perioden. Bei kalten Temperaturen sind sie nicht besonders aktiv und machen es sich in Anhäufungen von Eichen- und Buchenlaub gemütlich, um den Winter zu überstehen.

Zecken bevorzugen Feuchtigkeit und Wärme. An regnerischen Sommertagen sind sie besonders aktiv, aber selbst bei trockenem oder kühlem Wetter machen Zecken sich auf der Jagd nach Wirten. Temperaturen ab 7 Grad Celsius sind bereits ausreichend, um sie aus der Winterpause zu locken. In warmen Wintern muss von Februar bis November mit den Blutsaugern gerechnet werden.

Zecken leben im Freien. Sie sind überall dort anzutreffen, wo sie geeignete Wirte finden. Sträucher, junge Bäume und hohes Gras oder Kräuter stellen attraktive Nahrungsquellen für Tiere da. Neben Laub- und Mischwäldern, Waldränder und Lichtungen, sind auch Parks, Friedhöfe und Gärten geeignet, um potenziellen Wirten aufzulauern.

In Nadelwäldern oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen warten Zecken meist vergebens auf geeignete Wirte und sind hier daher eher selten anzutreffen. Sonnige Gärten ohne große schattenspendende Bäume, feuchten Fläche, wenigen Sträuchern und kurz geschnittenem Rasen fühlen sich Zecken auch nicht wirklich wohl. Mit einer entsprechenden, professionellen Gartengestaltung halten Gartenbesitzer die Parasiten weitestgehend fern, ohne dass der Garten für seine Besitzer an Attraktivität oder Lebensqualität verliert.

Eine Zecke auf der Jagd klettert auf Gräser und Büsche, um ihre Opfer besser zu erreichen. Eine erwachsene Zecke kann Höhen von bis zu 1,50 m erreichen, ist aber eher auf Knie- oder in Hüfthöhe zu finden. Zecken, die auf Bäume klettern, um sich von dort aus auf ihre Opfer zu stürzen, gibt es nicht. Die Zecke nimmt ihre Jagdposition auf Sträuchern, Büschen und Gräsern ein. Sie streckt ihre Vorderbeine in die Höhe, um mit ihren Beinhärchen und dem Haller’schen Organ ihre Umgebung besser wahrnehmen zu können, und wartet darauf, dass ein Wirt sie quasi mitnimmt. Streift der Wirt die Zecke, krallt sie sich in Sekunden Schnelle an Fell, Haut oder Kleidung fest. Ist das erst einmal geschafft, macht sie sich auf dem Wirtskörper auf die Suche nach einer dünnhäutigen, feuchten und gut durchbluteten Stelle für ihre Blutmahlzeit.

Die Zecke selbst legt mit maximal ein bis zwei Metern keine besonders weiten Strecken im Laufe ihres Lebens zurück. Die große und schnelle Verbreitung sorgen ungewollt die Wirte, auf denen die Zecken große Wege zurücklegen.

Ernste Gefahr für die Gesundheit

Zecken ernähren sich vom Blut ihrer Opfer und übertragen dabei Bakterien und Viren auf ihre Wirte. Sie stellen daher eine Gefahr für Mensch und Tier dar. Nicht jeder Mensch, der von einer Zecke gestochen wird, erkrankt automatisch. Und nicht alle Zecken tragen die für den Menschen besonders gefährlichen Erreger für die Lyme-Borreliose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in sich. Erkrankungen wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen können ebenfalls durch Zecken auf Menschen übertragen werden. Allerdings wurden bisher in Deutschland nur wenige bis gar keine entsprechenden Fälle beobachtet. Impfschutz gibt es ausschließlich gegen FSME.

Wer sich viel im Freien aufhält oder draußen arbeitet, sollte sich also der Gefahr, die von den Parasiten ausgeht, bewusst sein und sich vor Zeckenstichen schützen. Ausgewiesene Zeckengebiete sollten im Verbreitungszeitraum möglichst gemieden werden. Nach einem Aufenthalt im Wald, auf Wiesen oder im Garten ist es ratsam, den Körper gründlich nach Zecken abzusuchen. Zecken nicht sofort zu. Die Übertragung von FSME-Viren erfolgt kurze Zeit nach dem Stich, bei Bordellen dauert es bis zu zwei Tage. Werden sie rechtzeitig entdeckt und entfernt, kann die Übertragung der Krankheitserreger verhindert werden.

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Tatsächlich spricht man vom Zeckenstich. Ähnlich wie die Mücke sticht die Zecke ihr Opfer mit ihrem Saugrüssel und beginnt dann das Blut zu trinken. Im Unterschied zur Mücke trinkt die Zecke nur sehr viel mehr Blut und lässt sich dabei auch viel Zeit. Damit sie während des Saugens nicht entdeckt, entfernt oder weggebissen wird, sucht sie sich sehr genau eine geeignete Stelle am Körper ihres Wirts aus. Da die Wahl der Einstichstelle von lebenswichtiger Bedeutung ist, kann diese Suche bis zu einer Stunde oder auch länger in Anspruch nehmen. Beim Menschen stechen Zecken bevorzugt am Kopf, Hals, in Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, dem Genitalbereich oder in der Kniekehle zu. Wichtig ist, die Zecken rasch zu entfernen. Je länger eine infizierte Zecke saugt, desto wahrscheinlicher überträgt sie die Erreger.

Hat die Zecke zugestochen, kann sich nach einigen Tagen bis Wochen eine ringförmige Hautrötung ausbilden. Weitet sie sich weiter aus, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei weiteren grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden, um eine mögliche Infektion abzuklären.

Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose, auch Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland. Das Krankheitsbild wurde in den Siebzigerjahren in Lyme im US-Bundesstaat Connecticut mit dem Zeckenstich in Verbindung gebracht. Namensgeber für das Bakterium ist der aus der Schweiz stammende US-amerikanische Bakteriologe Willy Burgdorfer, der den Erreger, das Bakterium Borrelia burgdorferi, 1981 entdeckte.

Die Zecken geben die Erreger beim Blutsaugen an ihren Wirt weiter. Die Ansteckungsgefahr ist zwischen dem Frühjahr und Herbst am größten. Die genaue Zahl der Menschen, die in Deutschland an der Lyme-Borreliose erkranken, ist nicht bekannt. Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts sind es jährlich etwa 214.000 Menschen. Anzeichen der Krankheit entwickeln sich nur bei jedem dritten oder vierten Infizierten, meist verläuft die Infektionen unbemerkt.

Ein typisches Symptom der Erkrankung ist der rote Ring um den Zeckenstich, die sogenannte Wanderröte. Weitere unspezifische grippeähnliche Beschwerden wie Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit oder Fieber können auch auftreten. Die Borrelien befallen insbesondere das Nervensystem, die Gelenke und in seltenen Fällen auch das Herz. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Eine Immunisierung gegen die Lyme-Borreliose findet nicht statt.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

In Deutschland besteht im Frühjahr und im Sommer, vereinzelt auch im Herbst in den Risikogebieten die Gefahr, sich mit den Erregern der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu infizieren. Zu den betroffenen Regionen zählen hauptsächlich Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen sowie der Südosten Thüringens und vereinzelt Mittelhessen. Das Virus vermehrt sich hauptsächlich in kleinen Säugetieren wie Mäusen, wird durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen und ruft eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute hervor.

Laut des Epidemiologisches Bulletin 2020 des Robert Koch Instituts sind deutschlandweit 2019 deutschlandweit insgesamt 444 FSME-Erkrankungen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Infektionen damit um 24 Prozent abgenommen.

Die Symptome gleichen zunächst grippeähnlichen Beschwerden. Nach etwa einer Woche können weitere, schwere Symptome bis hin zu einer Rückenmarksentzündung auftreten. Krankheitszeichen sind erneutes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe können mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit einhergehen. Folgeschäden wie Lähmungen, Kopfschmerzen, geringere Belastbarkeit und Gefühlsschwankungen verschwinden erst nach mehreren Monaten. Es kann aber auch zu bleibenden Schäden kommen. Daher wird in Risikogebieten eine Impfung gegen FSME empfohlen.

Ist eine Übertragung bereits erfolgt, kann eine nachträgliche Impfung den Ausbruch der Krankheit nicht mehr verhindern.

Humane Granulozytäre Anaplasmose (HGA)

Die Humane Granulozytäre Anaplasmose (HGA) trat in den neunziger Jahren erstmals in den USA auf. In Europa sind bislang kaum Fälle bekannt, in Deutschland wurde bisher kein Fall gemeldet worden. Bei Menschen, die sich durch einen Zeckenstich mit dem Erreger Anaplasma phagocytophilum infizieren, treten häufig keine Beschwerden auf und die Infektion verläuft unbemerkt. Schwerwiegende Komplikationen treten meistens nur bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr. Bei Verdacht auf eine Anaplasmose ist eine Therapie mit Antibiotika ratsam, da die Erkrankung im schlimmsten Fall tödlich enden.

Babesiose (Hunde-Malaria)

Die Babesiose verursacht malariaähnliche Symptome bei Hunden und wird daher auch Hundemalaria genannt. Sie wird durch Parasiten verursacht, die von infizierten Zecken übertragen werden. Die Erreger befallen die roten Blutkörperchen was dazu führt, dass die Hunde plötzlich an hohem Fieber erkranken, nichts mehr fressen ruhiger und matt sind. Ist das Nervensystem mit betroffen, können Lähmungserscheinungen, epileptische Anfälle und Bewegungsstörungen auftreten. Unbehandelt führt die Babesiose zum Tod des erkrankten Hundes. Je schneller ein Hund ein Medikament gegen die Babesien erhält, umso schneller wird er wieder gesund und erleidet keine Folgeschäden. Sind bereits zu viele rote Blutkörperchen durch die Babesien zerstört worden, kann auch eine Bluttransfusion notwendig sein.

In Deutschland ist vor allem die Auwaldzecke als Überträger bei Hunden verantwortlich. Ansteckungen von Menschen kommen seltener vor, sind aber möglich.

Zecken richtig entfernen

Um Entzündungen zu vermeiden, müssen alle Teil der Zecke entfernt werden. Dazu greift man möglichst dicht an der Hautoberfläche nach der Zecke. Wichtig ist, die Mundwerkzeuge zu greifen, nicht den vollgesogenen Körper. Die Zecke sollte möglichst gerade herausgezogen werden und die Wunde hinterher gründlich desinfiziert werden. Fühlt die Zecke sich bedroht, sondert sie Speichel und damit die Erreger ab. Sie sollte daher auf keinen Fall gedreht oder mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Zum Entfernen bieten sich unterschiedliche Werkzeuge an. Wer keines davon greifbar hat, kann auch einfach mit den Fingernägeln zugreifen.

  • Je feiner die Zeckenpinzette ist, desto besser lassen sich kleinere Zecken, die noch nicht lange Blut gesogen hatten, und kleinere Zeckenstadien wie Nymphen oder Larven greifen und entfernen.
  • Mit der Zeckenzange wird der Körper der Zecke vollständig umschlossen und kann gleichmäßig herausgezogen werden.
  • Die Zeckenkarte sieht aus wie eine Bank- oder Kundenkarte. Sie hat unterschiedlich große Einkerbungen, mit denen unterschiedlich große Zecken sicher entfernt werden können. Die Karte wird mit der Öffnung Richtung Zecke geschoben und die Zecke wird anschließend vorsichtig nach oben weggezogen.
  • Die Zeckenschlinge oder auch Zeckenlasso wird um die Zecke gelegt und durch zuziehen der Schlinge behutsam aus der Haut entfernt.

Wirksamer Schutz vor Zecken

Zecken übertragen die Viren, die zur gefährlichen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) führen können, und die Bakterien, die Borreliose verursachen. Gegen beide durch einen Zeckenstich verursachte Krankheiten ist die Medizin nur unzureichend gerüstet: Bei der FSME helfen keine Medikamente, wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist. Es gibt aber eine Impfung, die das Risiko einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich verringern kann. Bei der Borreliose ist es genau umgekehrt: Die Krankheit kann gut mit Antibiotika behandelt werden. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es bislang nicht.

Wer in Risikogebieten lebt, sich gerne in der Natur aufhält oder im Freien arbeitet, tut gut daran, sich zu schützen und den Zecken erst gar nicht die Gelegenheit zum Stechen geben.

  • Halten Sie sich möglichst nicht in hohem Gras oder im Unterholz auf. Hier fühlen sich die Zecken besonders wohl und warten abseits befestigter Wege geduldig auf ihre Opfer.
  • Geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und lange Hosen dienen als wirksamer Schutz gegen Zecken. Am besten werden die Socken über den Hosenbeinen getragen, um den Zecken den Zugang zur Haut zu versperren. Wem das zu blöd aussieht, kann den Blutsaugern das Leben auch in Gummistiefeln schwer machen.
  • Wer helle Kleidung trägt, hat bessere Chancen, Zecken rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen. Übrigens: Zecken sind widerstandsfähig: Waschmaschinengänge bis zu 40 Grad Celsius überleben sie mit Leichtigkeit. Vor dem Waschen also noch einmal gründlich nachschauen.
  • Repellentien sind insektenabweisende Mittel, die nicht nur Mücken, sondern auch Zecken abwehren. Informationen zu den unterschiedlichen Wirkstoffen und Vergleichstests gibt es beispielsweise bei Stiftung Warentest.
  • Bevor Zecken zustechen, suchen sie gründlich nach einer geeigneten Stelle. Sie bevorzugen dünne, gut durchblutete Hautstellen, wie in den Kniekehlen, im Bauch- und Brustbereich und im Schritt. Wer sich in der Natur aufgehalten hat, sollte hinterher ebenso gründlich seinen Körper nach Zecken absuchen und die Blutsauger entfernen, bevor sie zustechen.

So schützen Sie Ihren Hund

Zecken sind ein Dauerthema für jeden Hundebesitzer. Der Vierbeiner passt perfekt ins Beuteschema der Zecke und sie muss meist nicht lange warten bis ein geeigneter Wirt im hohen Gras herumstöbert oder durchs Unterholz getrottet kommt.

Hierzulande lauern der gemeine Holzbock, die Auwaldzecke und die Braune Hundezecke ihrem Vierbeiner auf. Genau wie beim Menschen sucht sich die Zecke eine dünnhäutige und gut durchblutete Stellen wie den Kopf, die Lendengegend, Ohren oder Bauch zum Stechen aus.

Die Gefahr einer Ansteckung des Hundes mit den Krankheitserregern aus der Zecke ist nach etwa drei Stunden gegeben. Solange benötigt sie, um die unverdauten Reste ihrer Blutmahlzeit samt der Erreger aus ihrem Darmtrakt in die Wunde des Hundes auszuspeien. Mit jeder weiteren Stunde steigt die Ansteckungsgefahr für den Hund.

Es ist nahezu unmöglich, einen Hund vom Stromern im Unterholz, auf Wiesen und unter Büschen abzuhalten. Sie sind sein natürliches Revier und es bereite ihm große Freude, dort herumzustöbern. Legen Sie von März bis Oktober ganz besonderen Wert auf Vorsorge und Nachsorge.

Einen wirksamen Impfschutz für Hunde gibt es leider nicht. Zur Vorsorge eignen sich Zeckenhalsbänder oder sogenannte Spot-On-Präparate. Spot-On-Präparate verteilen sich über die Haut und verbleiben etwa vier Monate in den Fettzellen der Hunde. Hundebesitzer sollten bei der Verwendung bedenken, dass solche Präparate und auch die Halsbände Pestizide und Nervengifte enthalten.

Zur Nachsorge gehört wie beim Menschen das gründliche Absuchen des Hundefells nach Parasiten. Der Hund sollte gebürstet und anschließend mit einem feuchten Handtuch abgerubbelt werden. Hat sich eine Zecke festgebissen, gilt auch hier, den ganzen Körper vorsichtig zu entfernen.

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