Baumkrankheiten haben unterschiedliche Ursachen. Sie können altersbedingt auftreten oder durch äußere Einflüsse entstehen. Dabei zeigen sie sich in verschiedenen Ausprägungen und nehmen unterschiedliche Verläufe. Sie führen nicht zwangsläufig zum Absterben eines Baumes, können die Stabilität und somit Verkehrssicherheit aber stark negativ beeinflussen. Gerade bei Schädlingsbefall oder einer geschwächten Vitalität des Baumes aufgrund falscher Pflege kann man mit den richtigen Maßnahmen größerem Schaden entgegenwirken und einer weiteren Zustandsverschlechterung vorbeugen. Um die Symptome rechtzeitig zu erkennen und sie richtig zu deuten können sind Sie mit einer regelmäßigen Baumkontrolle und eventuell ergänzenden Baumgutachten auf der sicheren Seite.
Verschaffen Sie sich im folgenden einen Überblick über das weite Feld der Baumkrankheiten:
Nützling, Lästling oder Schädling
Pilze, Bakterien oder Insekten können Baumkrankheiten auslösen. Nicht alle setzen der Gesundheit eines Baumes gleichermaßen zu: Der Nützling erweist sich als hilfreich, indem er den Baum von Lästlingen und Schädlingen befreit. Treten Nützlinge in Massen auf, werden sie jedoch selbst schnell lästig. Lästlinge werden erst einmal nur als störend empfunden. Sie behindern meist nur das gesunde Wachstum eines Baumes. Bei übermäßigem Auftreten werden aber auch sie schnell zu Schädlingen, die dem Baum gefährlich werden und ihn zerstören können.
Je vitaler ein Baum ist, desto besser kann er sich gegen den Befall durch Pilze, Bakterien oder Insekten wehren. Um so wichtiger ist es, Bäume regelmäßig einer Sichtkontrolle durch den Fachmann zu unterziehen. Die frühzeitige Behandlung von Symptomen bei Krankheiten, Totholz oder Schädlingsbefall ist äußerst wichtig, um den Baum vor nachhaltigen Schäden zu bewahren und Maßnahmen für eine fachgerechte Behandlung vornehmen zu können.
Baumkrankheiten
Umwelteinflüsse machen Bäumen mittlerweile sehr zu schaffen. Witterungsbedingte oder auch abiotische Schäden durch Hitze, Feuer, Wasser, Wind oder die Emission von Schadstoffen verursachen aber nicht nur primäre Schäden. Neben Schäden durch Umwelteinflüsse gefährden Blattkrankheiten, Harzfluss, Hexenbesen, Knollen, nässende Risse, Spechtlöcher, Stammaustriebe oder Wucherungen die Gesundheit unserer Bäumen. Sie schwächen den Baum und erhöhen dadurch das Risiko, zur leichten Beute von Baumkrankheiten oder Schädlingsbefall zu werden (Sekundärschäden). Sind verschiedene abiotische und biotische Faktoren wie Insekten oder Pilzen am Krankheitsbild beteiligt, spricht man von Komplexkrankheiten.
Kastaniensterben / Rosskastaniensterben
Eine dieser Komplexkrankheiten ist das Kastaniensterben oder auch Rosskastaniensterben. Es wird vom Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi (Pae) ausgelöst und öffnet die Tür für holzzerstörende Pilze wie den Austernseitling, den Samtfußrübling oder dem Spaltblättling. Die Krankheit befällt ausschließlich die weiß blühenden Kastanie (Aesculus hippocastanum) und die rot blühenden Kastanie (Aesculus x carnea). Bei einem Befall platz die Rinde des Baumes auf und es tritt ein schwarzer, teerähnlicher Saft aus der Wunde. Durch diese offenen Wunden dringen Pilzsporen in den Baum ein. Während ältere Bäume häufig in der Lage sind, sich gegen den Befall zu wehren, führt der Befall bei Jungbäumen in der Regel zum Absterben. Befallene Bäume müssen gefällt und verbrannt werden, um zu vermeiden, dass sich der Pilzbefall auf andere Bäume ausbreitet.
Um dem Kastaniensterben vorzubeugen, kann die Vitalität der Bäume durch eine ausreichende Versorgung mit Wasser und Nährstoffen und die Bodenoptimierung gestärkt werden. Baumpflegemaßnahmen sollten auf ein Minimum beschränkt werden.
Vermehrtes Birkensterben
Die Ursache für das vermehrte Absterben der Birken ist bisher noch unbekannt. Obwohl die Birke wenig Ansprüche an den Boden stellt, wenig Nährstoffe benötigt und volle Sonne verträgt, führen die Klimaveränderungen vermutlich zur Verschlechterung der Lebensbedingungen. Extreme Wetterbedingungen führen zum Absterben der Bäume: Dürreperioden im Sommer gefolgt von Dauerregen im Herbst und Winter verursachen Staunässe, die die sonst so anspruchslose Birke nicht verträgt. Ist die Baumkrone erst einmal geschädigt, helfen Pflege- und Schnittmaßnahmen meist nicht mehr und der Baum muss gefällt werden.
Baumkrebs
Der Cryptospora-Krebs und die Rindennekrosen-Krankheit sind für das Sterben der Hainbuche (Carpinus betulus) verantwortlich. Verursacht durch den Schlauchpilz Anthostoma decipiens befällt der Wundparasit durch Trockenheit geschädigte Bäume. Breitet sich der Befall bis zum Stamm der Hainbuche aus, sterben die Bäume ab.
Spätfrostschäden
Braune und eingerollte Spitzen, schwarz gefärbte Triebe und eine aufgeplatzte Rinde sind die Anzeichen von Spätfrostschäden. Frostige Temperaturen in der Nacht schädigen bereits in der Frühjahrssonne aufgeblühte oder austreibende Pflanzen. Um Frostschäden weitestgehend zu vermeiden, gilt daher die Faustregel, empfindliche Pflanzen im Haus oder im Gewächshaus zu belassen, bis die Eisheiligen, die uns bis Mitte Mai immer wieder frostige Nächte bescheren, vorübergezogen sind.
Besonders gefährdet sind Edelkastanie, Esche, Walnuss, Rosskastanie, Rotbuche, Weißtanne, Schwarznuss, Küstentanne und der Wildapfel. Um Frostschäden vorzubeugen, sollten empfindliche Pflanzen und Bäume immer an der Südseite an einen windgeschützten Ort gepflanzt werden. Spätfrostschäden sind an der schwarzen Färbung und den toten Blättern und Nadeln zu erkennen. Um den Neuaustrieb anzuregen, werden abgestorbene Blätter sofort entfernt. Um sicherzugehen, dass Triebe tatsächlich abgestorben sind, sollten diese erst nach einem Neuaustrieb des Baumes entfernt werden. Frostrisse an der Rinde bilden Angriffsfläche für Pilze und Sporen. Um den Befall zu vermeiden, können Frostrisse und Wunden mit Folie und Gewebeband abgedeckt werden.
Schäden durch Pflanzenbewuchs
Kletter- und Rankpflanzen wie Efeu, Wein oder Reben schaden einem Baum grundsätzlich nicht. Breiten sie sich so stark aus, dass sie den Baum bei der Assimilation stören, sollten sie dennoch zurückgeschnitten werden. Flechten stellen ebenfalls keine Bedrohung für den Baum dar. Flechten sind gegenüber großer Kälte oder sehr trockenen Perioden sehr beständig. Sie brauchen viel Licht und Feuchtigkeit, sind aber ungefährlich und brauchen nicht entfernt werden. Die Ursache für orange gefärbte Rinden an Obstbäumen, sind Grünalgen, die bei wärmeren Temperaturen vermehrt auftreten. Auch hier besteht kein Grund zur Sorge. Obwohl sich diese Pflanzen auf den Bäumen breitmachen, leben sie friedlich mit ihrem Wirt zusammen, ohne sich gegenseitig zu schaden.
Anders sieht es bei Misteln aus. Misteln gelten als Parasiten, die ihrem Wirt das Wasser entziehen. Einige Arten bedienen sich zusätzlich auch an den Nährstoffen ihres Wirtsbaum. Ein starker Befall durch Misteln kann entsprechend zum Absterben der Bäume führen.
Pilzbefall
Während sich Misteln überwiegend auf der Oberfläche der Bäume ansiedeln, dringen Pilze mit ihren Pilzfäden in das Holz ein. Sie besiedeln Stämme, Stümpfe und Äste und entziehen dem Baum mithilfe von Enzymen Wasser und lebenswichtige Nährstoffe wie Zellulose, Mineralstoffe, Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Der Pilzbefall wird häufig erst zu spät bemerkt, wenn er bereits in das Holz eingedrungen ist und Fruchtkörper gebildet hat. Handelt es sich um Pilzarten, die das Holz durch den Befall zerstören, droht er abzusterben und die Stand- und Bruchsicherheit der Wirtsbäume ist gefährdet. Wird ein Pilzbefall bemerkt, sollte umgehend ein Fachmann hinzugezogen werden: Ist der Befall bereits soweit fortgeschritten, dass jede Hilfe zu spät kommt, muss der Baum gefällt werden, um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden.