Der Klimawandel beschert uns immer höher Temperaturen und immer weniger Niederschläge. Nach zwei trockenen Jahren, die kaum Regen brachten, sind die Böden ausgetrocknet und die Trockenheit setzt Bäumen und anderen Pflanzen zu. In Deutschland sind besonders Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Thüringen und Bayern von der außergewöhnlichen Dürre betroffen: Der Boden erholt sich kaum von der anhaltenden Trockenheit. Zum Teil ist bis zu einer Tiefe von knapp zwei Metern kein Wasser mehr in ihnen vorhanden. Landwirte sorgen sich um die Ernte und Gartenbesitzer müssen mit einem überdurchschnittlichen Wasserverbrauch rechnen, um ihr Grün am Leben zu erhalten. Wirkliche Sorgen sollte uns allerdings der Wald machen, welcher extrem unter dem Wassermangel leidet!
Anhaltende Dürre setzt dem Wald zu
Der anhaltende Wassermangel und steigende Temperaturen machen dem Wald in Berlin und Brandenburg schwer zu schaffen. Viele einheimische Bäume, darunter auch robuste Arten wie Buchen und Eichen, leiden bereits unter Trockenschäden und sind dadurch anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall. Laut den Berliner Forsten zeigt bereits ein Drittel der im Rahmen des Waldzustandsberichts 2019 überprüften Bäume deutliche Schäden. Nicht alle Schäden sind auf die Dürreperioden der letzten Jahre zurückzuführen. Auch die Bodenqualität spielt eine wichtige Rolle. Sandige, leichte Böden nehmen schnell Wasser auf, können es aber schlechter speichern als schwere, tonhaltige Böden. Böden mit hohem Tonanteil passen sich besser an Trockenphasen an, allerdings nehmen sie fallenden Regen langsamer auf und erholen sich nur schwer von Dürrephasen.
Die Wasserspeicher in den Waldböden sind noch nicht in allen Regionen Deutschlands wieder aufgefüllt. Hierbei kommt es vor allem auf den Regen in der kalten Jahreszeit an. Während Niederschläge im Sommer verdunsten, bevor sie im Boden versickern, oder bei Starkregen gar nicht vom Boden aufgenommen werden können und ungenutzt in die Kanalisation fließen, füllen Niederschläge im Winter die Wasserspeicher im Boden wieder auf.
Unsere Bäume leiden unter Trockenstress
Pflanzen verdunsten große Mengen an Wasser, um Fotosynthese zu betreiben und ihre Blätter zu kühlen. Das notwendige Wasser nehmen sie aus dem Boden auf und transportieren es über ihr einzigartiges Wasserversorgungsystem von den Wurzeln bis in die Blätter. Suboptimale Umweltbedingungen wie anhaltende Trockenheit stören die Wasserversorgung. Das Wachstum der Bäume wird behindert, ihre Kraftreserven sind erschöpft, ihre Vitalität geschwächt und ihre Abwehrkräfte reduziert. Wassermangel stellt eine außergewöhnliche Belastung dar und löst bei Bäumen den sogenannten Trockenstress aus.
Besonders betroffen sind die Rotbuchen in Deutschlands Wäldern. Die anhaltende Trockenheit verursacht bleibende Schäden an der Wachstumsschicht ihrer Stämme, was zur Schädigung der Baumkrone führt. Bevor die beschädigten Kronen zur Gefährdung der Verkehrssicherheit führt, bleibt Forstwirten keine andere Wahl, als die betroffenen Buchen zu fällen. Ein Kahlschlag ist in vielen Fällen unumgänglich.
Gelingt es den Bäumen nicht, Mechanismen zur Anpassung an die andauernde Trockenheit zu entwickeln, wird ihre weitere Entwicklung erheblich beeinträchtigt. Bei großer Hitze und Trockenheit verschließen die Blätter ihre Spaltöffnungen, um einen weiteren Wasserverlust durch Verdunstung zu vermeiden. Sie überhitzen, trocknen ein und verwelken. Darüber hinaus hat anhaltender Wassermangel auch Auswirkungen auf die Bakterien, die sich im Boden befinden. Sie ermöglichen den Bäumen die verbesserte Nährstoffaufnahme und zählen damit zu wichtigsten Verbündeten der Bäume. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Waage, ist ihr Überleben gefährdet.
Um herauszufinden, wie die unterschiedlichen Baumarten auf Trockenstress reagieren, untersuchen Forscher die Resistenz und die Erholung von Bäumen. Die Resistenz beschreibt, wie stark ein Baum sein Wachstum während einer Trockenperiode reduziert. Die Erholung zeigt an, wie schnell ein Baum sein ursprüngliches Wachstum wieder erreicht. Einige Bäume wie die wie die Fichte sind in der Lage, auf geringen Niederschläge zu reagieren: Sie haben sich an die ungünstigen Umweltbedingungen angepasst und eine gewisse Trockentoleranz entwickelt.
Maßnahmen zur Unterstützung bei Trockenstress
Flachwurzler wie zum Beispiel Fichten und Birken leiden ganz besonders unter den anhaltenden Dürreperioden. Ihre Wurzel reichen nicht tief in den Boden, Grundwasser ist damit für sie unerreichbar. Schnell zeigen sie das typische Erscheinungsbild bei Wassermangel: Sie bekommen gelbe Blätter, verlieren diese und im späteren Verlauf verlieren sie häufig auch ihre Früchte. Sie sind ganz besonders auf Niederschlag angewiesen, um zu überleben.
In privaten Gärten werden Pflanzen und Bäume zusätzlich bewässert, um dem Wassermangel auszugleichen. Beim Gießen sollte Sparsamkeit grundsätzlich vermieden werden. Wer zu wenig Wasser verwendet, bedeckt nur die obere Schicht des Bodens. Das hat zur Folge, dass Bäume und Pflanzen nach oben wurzeln, und geht zulasten ihrer Stabilität und Robustheit. Richtig ist, direkt in den Wurzelbereich zu gießen und den Boden mindestens 5 cm tief zu durchnässen. Zudem sollte man, bis die Dürrephase überstanden ist, aufs Düngen verzichten.
In kleineren Parks oder Grünanlagen ist eine zusätzliche Bewässerung unter Umständen auch möglich. In Wäldern ist diese akute Maßnahmen allerdings kaum durchführbar und vor allem auch nicht wirtschaftlich. Um den Bestand zu erhalten, wird der Waldumbau notwendig. Dabei kommt es auf die passende Wahl der Baumarten und ihre Herkunft an. Die Herkunft eines Baumes ist durch eine bestimmte Ausstattung an Genen geprägt, die es ihm erlauben, sich auf neue Bedingungen einzustellen und sich ihnen anzupassen. Zusätzlich kann Einfluss auf die Waldstruktur genommen werden, in dem Bäume weitständiger erzogen werden. Sie bilden dann größeres und tiefreichendes Wurzelwerk aus, wodurch ihnen ein größerer Bodenwasserspeicher zur Verfügung steht.
Übrigens tritt Trockenstress auch im Winter auf. Bäume verdunsten auch im Winter große Mengen an Wasser. Gefriert der Boden, können sie nicht ausreichend Wasser aufnehmen. Sie schützen sich gegen die sogenannte Frosttrocknis, in dem sie ihre Blätter zusammenrollen oder ihre Nadeln abwerfen.
Trockenstress vermeiden
Stress so weit es geht zu vermeiden, ist ein guter Weg, Bäume und Pflanzen zu schützen. Mit ein paar kleinen Tipps und Tricks bleibt Bäumen und Pflanzen der Trockenstress erspart.
- Standortgerechte Bepflanzung: Manche Gewächse bevorzugen ein schattiges Plätzchen, um nicht zu viel Wasser zu verdunsten.
- Trockenschäden rechtzeitig und großzügig entfernen, damit keine Energie für Totholz verschwendet wir.
- Richtig gießen: Pflanzen und Bäume werden optimal mit Wasser versorgt, wenn der Boden alle paar Tage mindestens 5 cm tief gründlich durchnässt, statt täglich mit nur geringen Mengen Wasser versorgt wird. Werden sie seltener gegossen, entwickeln sie eine. Stressresistenz und sind in der Lage, länger Zeit ohne Wasser auszukommen. Das Wasser sollte direkt in den Wurzelbereich gegossen werden. Werden immergrüne Gewächse vor Frostperioden ausreichend gegossen, können sie ihre Wasserspeicher rechtzeitig auffüllen, bevor der Boden gefriert.
- Boden auflockern, damit das Wasser besser einsickern kann.
- Pflanzen bedecken: Mulchschichten aus Laub, Häckselgut oder Grasschnitt schützt vor Austrocknung.
Schädlingsbefall durch ein geschwächtes „Immunsystem“
Bei geschwächten Bäumen haben Schädlinge leichtes Spiel.
Aufgrund der milden Temperaturen im Frühjahr starten Schädlinge wie der Borkenkäfer bereits bis zu vier Wochen früher mit ihrem Schwarmflug. Dadurch gewinnen sie Zeit und es kommt zur Massenvermehrung. Unter der Borke oder im Holz von Bäumen pflanzen sie sich in selbstgebohrten Gängen fort und fügen den Bäumen erheblichen Schaden zu. Forstwirte haben insbesondere bei Fichtenbeständen mit dem Schädling zu kämpfen.
Die milden Winter kommen auch dem Eichenprozessionsspinner entgegen. Seit 2012 sind alle Stadtbezirke im Berliner Stadtgebiet in unterschiedlichem Maße von den gefräßigen Raupen, ihren Nestern und den Faltern betroffen. Je nach Stärke des Befalls hinterlassen die Raupen deutliche Fraßspuren. Für die Eichen ist der Kahlfraß eine große Belastung. Ist ein Baum dieser Belastung mehrere Jahre hintereinander ausgesetzt, kann er sich nur schwer erholen, was im schlimmsten Fall sein Absterben zur Folge hat.
Baumkrankheiten haben ebenfalls leichtes Spiel bei Bäumen, die unter Trockenstress leiden. Immer mehr heimische Baumarten sind vom Befall bedroht. Bei der Rußrindenkrankheit, die in den letzten Jahren vermehrt auftritt, befällt die Schlauchpilzart Cryptostroma corticale den Baum und bildet rußige Flecken: Der Baum stirbt den schwarzen Tod und muss gefällt werden, da die Pilzsporen in die Lunge eindringen und damit für Menschen gesundheitsgefährdend gilt. Gesundheit der Passanten und Anwohner.
Das Limit ist erreicht
Während Trockenstress früher vor allem im Wüstenklima sowie in kalten, alpinen Regionen und der Tundra relevant war, haben wir aufgrund des Klimawandels mittlerweile auch in Europa mit ihm zu kämpfen. Einflüsse wie geringe Niederschläge, hohe Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit und ungünstige Bodeneigenschaften führen dazu, dass die Verdunstung von Pflanzen und Bäumen größer ist als die Wasseraufnahme. In kalten Gebieten führt das Gefrieren des Bodenwassers zu einer ungenügenden Wasserversorgung und somit zu Trockenstress.
Schreitet die Erderwärmung weiter voran und es gelingt uns nicht, die CO2-Emissionen deutlich zu verringern, werden immer mehr einheimische Bäume dem Klimawandel zum Opfer fallen. Zukünftig müssten wir dann nicht heimische Baumarten wie die Douglasie, Japanische Lärche, die Küstentanne oder die Schwarzkiefer aus heißeren und trockeneren Gegenden einführen, um die Baumartenvielfalt in Zeiten des Klimawandels zu erweitern. Was auf den ersten Blick durchaus sinnvoll erscheint, birgt aber auch Risiken wie die Verdrängung einheimischer Bäume und das unerwünschte Eindringen in ein vorhandenes Ökosystem in sich.