Als nützliches Tool für LandschaftsarchitektInnen, GärtnerInnen und die MitarbeiterInnen der Grünflächenämter hat sich zur Beantwortung dieser Frage die GALK-Straßenbaumliste herausgestellt. In den Zeiten des für uns Menschen und auch für die Bäume spürbaren Klimawandels, ist eine breite Mischung klimaresistenter Straßenbäume das A und O um unser städtisches Grün und dessen zahlreichen Benefits zu erhalten.
Klimaresistente Straßenbäume – wie finde ich die Richtigen?
Wer ist GALK e.V. und wer arbeitet an der Straßenbaumliste?
Bei dem etwas ungewöhnlichen Namen GALK e.V. handelt es sich um einen Verein, der sich aus den LeiterInnen der deutschen Garten- bzw. Grünflächenämtern zusammensetzt. GALK steht dabei für deutsche ‚Gartenamtsleiterkonferenz‘. Die Idee zur Bildung der GALK kam 1957 im Zuge der großen Herausforderungen, welche die deutschen Städte nach Ende des 2. Weltkriegs mit dem Wiederaufbau ihrer bei der Bevölkerung so beliebten Gärten und Grünanlagen hatten. In verschiedenen Arbeitskreisen werden seitdem gemeinsam wichtige Arbeitsthemen der Gartenämter erörtert und Erfahrungen ausgetauscht. Eine dieser Arbeitskreise ist der Arbeitskreis Straßenbäume, in welchem unter anderen seit 1976 an dem Schwerpunkt „Straßenbaumliste“ gearbeitet wird, um PlanerInnen ein nützliches Instrument zur Straßenbaumauswahl an die Hand zu geben. Die Arbeit an der Liste, welche seit 2012 auch online veröffentlicht wurde und regelmäßig aktualisiert wird, erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB).
Was soll die GALK-Straßenbaumliste leisten?
Als Ziele betonen die Verfasser der Liste drei wichtige Punkte: Zum einen geht es darum die vielen Erfahrungen und Erkenntnisse sowie über die Jahre erfasste Daten zu Wachstum, Resilienz, Größe und Verwendbarkeit in eine schnell und einfach zu nutzende Form zu bringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein Umdenken in der Verwendung von Straßenbäumen anzuregen um den Auswirkungen des Klimawandels in angemessener Form Rechnung zu tragen. Als dritter Punkt soll die Liste sicherstellen, dass die Baumschulen rechtzeitig die richtigen Bäume in der notwendigen Zahl und geforderten Qualität zu Verfügung stellen können, damit der fachlich richtigen Baumauswahl auch von Seiten der Lieferanten nichts im Wege steht.
Welche Bewertungskriterien gibt es?
Die Bewertung der Straßenbäume erfolgt auf Grundlage von Erfahrungen des GALK-Arbeitskreises „Stadtbäume“, den Ergebnissen der zwei Straßenbaumtests derselben Arbeitsgruppe, den Hinweisen Externer, wie z. B. dem BdB, sowie auf Grundlage der gängigen Fachliteratur. Neben beispielsweise Wuchskraft, Habitus und Lichtdurchlässigkeit spielen auch die Standortansprüche und der Pflegeaufwand eine Rolle. Zudem steht mit fortschreitendem Klimawandel die Widerstandsfähigkeit gegen Umweltbelastungen, extreme Wachstumsverhältnisse sowie regionale Besonderheiten und Erfahrungen im Fokus. Eines der wichtigsten Bewertungskriterien ist zudem die Verkehrssicherheit, also die Stand- und Bruchsicherheit des Baumes und seiner Äste.
Die GALK betont dabei, dass es sich bei allen Angaben in der Straßenbaumliste um Mittelwerte handelt und je nach Region und Standort Unterschiede auftreten können. Die Liste betrachtet zudem speziell die stark beanspruchte „Baumkategorie“ der Straßenbäume. Hier gilt, je anspruchsloser der Baum in Bezug auf Boden, Nährstoffe, Wasserversorgung und klimatische Bedingungen, umso besser ist der Baum für das „harte Pflaster“ des Straßenraums geeignet. Bäume in Gärten, Parks, Grünanlagen und womöglich auch auf Plätzen können dagegen bessere Voraussetzungen vorfinden. Das Spektrum der verwendbaren Arten erweitert sich zudem deutlich für diese Standorte, wo die Bäume teilweise einfachere bzw. andere Wachstumsbedingungen antreffen.

Welche spezifischen Informationen bietet die Straßenbaumliste?
Neben dem deutschen und botanischen Namen werden Angaben zur Wuchshöhe und Wuchsbreite gemacht. Des Weiteren gibt es für die Kategorien Lichtdurchlässigkeit und Lichtbedarf je drei Abstufungen. Zum wichtigsten Bestandteil der Liste der „Verwendbarkeit im städtischen Straßenraum“ gibt es vier Abstufungen. Diese lauten „gut geeignet“, was für eine Verwendung fast ohne Einschränkungen steht. Bei der Kategorie „geeignet“ ist eine Verwendung mit nur wenigen Einschränkungen z. B. bzgl. Klimaaspekten und Immissionsschutz möglich. „Geeignet m.E.“ steht für eine Eignung mit Einschränkungen in vielen Bereichen wie z. B. Anfälligkeiten gegen Krankheiten, Schädlinge, Bodenverdichtung etc. Die Stufe „nicht geeignet“ setzt deutlich einen drauf und eine Verwendung wird nur in Ausnahmefällen empfohlen. Häufig findet sich in der Spalte Verwendung auch noch die Angabe „noch im Test“ was darauf hindeutet das der Baum Teil des noch nicht abgeschlossenen Straßenbaumtest 2 ist. Diese Bäume können natürlich dennoch geeignet sein. Aufschlüsse bietet hier ein Blick in die Spalte Bemerkungen oder ein Klick auf die jeweilige Baumzeile in der Online-Liste, wo sich detaillierter Informationen sowie teilweise auch Fotos finden lassen.
Welche Bäume sind nun als Straßenbäume geeignet?
Von den insgesamt 154 Bäumen, welche sich in der Liste finden lassen, sind insgesamt nur 10 Stück mit der Verwendbarkeit „gut geeignet“ bewertet. Nach Abschluss des Straßenbaumtests 2 könnten jedoch einige hinzukommen, da größtenteils vielversprechende Arten und Sorten für diesen zweiten Test ausgewählt wurden. Hinzu kommen ganze 37 Bäume, welche immerhin noch mit dem Prädikat „geeignet“ ausgezeichnet sind. Die Auswahl der Bäume, welche sich bislang relativ risikofrei pflanzen lassen, ist somit noch nicht allzu groß. Um es den Planern und Planerinnen etwas zu erleichtern, gibt es seit 2020 das mit guten Fotografien ansprechend gestaltete Heft „Zukunftsbäume für die Stadt“ mit einer Auswahl von 64 Arten, welches auch online im PDF-Format zur Verfügung steht. Die Baumauswahl in dieser Broschüre ist von der GALK und dem BdB in gemeinsamer Zusammenarbeit entstanden und beinhaltet im Wesentlichen die Baumarten, welche speziell angesichts der verschärften Bedingungen im Zuge des Klimawandels für den Straßenraum in Frage kommen. Darin befinden sich neben einigen Sorten aus der Gattung der Ahorne, Eschen, Robinien, Eichen und Linden auch außergewöhnlichere Bäume wie z. B. Catalpa bignonioides, der Amerikanische Trompetenbaum oder Sophora japonica, der Japanische Schnurbaum. Bäume die in den Vereinigten Staaten zu den meistgepflanzten Gehölzen gehören und auch in Europa immer häufiger im städtischen Raum gepflanzt werden, sind einige Sorten von Gleditsia triacanthos, der dornlosen Gleditschie. Die am besten geeignete Sorte des ursprünglich aus den USA stammenden Gehölzes ist `Skyline` welche sich optisch durch helles Laub, einen filigranen Wuchs auszeichnet.
Besonders interessante Bäume für Architekten und Planer
– Acer campestre ‚Elsryk‘ – klein und kompakt, schmal, kräftig gelbe Herbstfärbung
– Acer platanoides ‚Cleveland‘ – mittelgroß, kompakte und regelmäßige Krone, tolle Herbstfärbung
– Amelanchier arborea ‚Robin Hill‘ – filigraner Habitus, Blütenduft, tolle Herbstfärbung, für Kübel geeignet
– Catalpa bignonioides – exotische Anmutung, große Blätter, auffällige Früchte, schöne Blüte
– Eriolobus trilobatus – aufrecht säulenförmig, schöne rote Herbstfärbung
– Fraxinus pennsylvanica ‚Summit‘ – regelmäßige, aufrechte Krone, schöne Herbstfärbung
– Gleditsia triacanthos ‚Inermis‘ – attraktiver Fruchtbehang, goldgelbe Herbstfärbung, filigraner Wuchs, trockenheits- und salzresistent
– Koelreuteria paniculata – exotischer Wuchs, sehenswerte Blüte und Frucht, kompakte breite Krone
– Liquidambar styraciflua ‚Worplesdon‘ – schöne Herbstfärbung, Blätter und Früchte, kegelförmige Krone
– Liriodendron tulipifera – größer Baum, schönes Blatt und Blüte, schnellwachsend
– Metasequoia glyptostroboides – hoher, schmaler und besonderer Wuchs, Herbstfärbung
– Quercus cerris – „gut geeignet“, lang anhaftendes Laub ( bis Februar), anspruchslos
– Robinia pseudoacacia (‚Nyirsegi‘) – schnell wachsend, robust, duftende Blüte
– Sorbus x thuringiaca ‚Fastigiata‘ – klein und schmal, auffallender Fruchtbehang und Herbstfärbung
– Tilia cordata ‚Rancho‘ – kleinwüchsig, auffallende Herbstfärbung, wenig Honigtau
– Tilia tomentosa ‚Brabant‘ – schneller, gleichmäßiger Wuchs, kein Honigtau
Ohne die richtige Pflege bringt auch die beste Baumauswahl nichts
Gerade nachdem ein Baum frisch gepflanzt wurde, ist die sogenannte Fertigstellungspflege essentiell, um ein gesundes Anwachsen des Baumes zu gewährleisten. Jedes Umsetzen eines Gehölzes bedeutet eine erhöhte Belastung, gerade wenn das Gehölz in der Baumschule ausgegraben und somit Wurzelraum eingebüßt hat. Der Eingriff muss durch eine gute Pflege gleich zu Beginn kompensiert werden. Nach erfolgreicher Fertigstellungspflege kann der Baum abgenommen. In den nächsten drei bis fünf Jahren stellt die Entwicklungspflege sicher, dass der Baum sich richtig entwickelt. Bei Straßenbäumen werden z.B. Erziehungsschnitte vorgenommen, um einen freien öffentlichen Verkehrsraum für Geh-, Radwege und Straßen zu gewährleisten. Für Fertigstellungs- und Entwicklungspflege gilt die DIN 18916.
Nach der Entwicklungspflege beginnt die Unterhaltungspflege, die angepasst auf den jeweiligen Baum und Standort erfolgt. Je nach Zustand sind über Jahre meist keine Maßnahmen zu treffen. Was Sie jedoch nicht versäumen sollten, sind regelmäßige Baumkontrollen durch geschultes Personal. Denn wenn ein Schaden durch einen Baum auftritt, kann bei nicht erfolgten Kontrollen der Eigentümer haftbar gemacht werden.
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